Das Schiff mit unserem Camper ist unterwegs nach Mexiko und wir sind nach 11 stündiger Reise mit zweimal umsteigen ( Panamacity/Mexikocity) gut und kaputt in Veracruz angekommen. Alois:" So eine Flugreise ist einfach nur anstrengend, mache ich nie mehr."  " So, so." Mitreisen mit dem Schiff wäre schöner gewesen, war aber einfach nicht möglich.

Im historischen Zentrum von Veracruz quartieren wir uns ein und stellen fest, dass es eigentlich hier genauso aussieht wie in Kolumbien. Häuser in kolonialem Stil, nette Menschen, deren Spanisch ich besser verstehe als in Kolumbien, viele Strassenverkäufer und viel Musik, auch weihnachtliche um uns herum. Es ist jedoch mehr als 10 Grad kühler ( gerade mal 22 Grad), was aber für uns absolut nicht von Nachteil ist, nach der ganzen Schwitzerei in Cartagena, hätten bloss ein paar wärmere Klamotten einpacken sollen.

Jetzt heisst es warten bis unser Camper mit dem Frachter eintrifft und hoffen, dass alles ebenso gut klappt wie in Cartagena. Mit unserem Agenten Victor stehen wir jedenfalls bereits in Kontakt.

Wir schauen uns Veracruz an. Staunen über die riesigen Einkaufstempel, mit Markenklamotten, die nicht unserer Preiskategorie entsprechen. 

Nachts wird das Zentrum von Veracruz richtig lebendig und es wird getanzt, wo es gerade ist. Einfach schön diese Fröhlichkeit.

Aber eigentlich haben wir jetzt echt genug vom Hotelleben. Morgen treffen wir Victor den Agenten um das weitere Vorgehen, bezüglich Auto zu besprechen, auch wechseln wir das Hotel, möchten zumindest eine etwas andere Aussicht, aus dem Fenster.

Wie abgemacht erscheinen wir am 23.12. im Büro von Victor. Er ist nicht da und am Telefon erfahren wir von ihm, dass das Schiff und ebenfalls drei andere Frachter wegen der Stürme in Seenot geraten seien. In Kürze wisse er mehr. Wir wähnen unser Womo bereits irgendwo auf dem Grund des Ozeans.

Mit einem unguten Gefühl wechseln wir das Hotel, das ebenfalls im Zentrum, aber direkt neben der Marine liegt und uns tatsächlich eine etwas andere Aussicht bietet.

Victor kommt eine Stunde später vorbei und erklärt uns, dass das Schiff nun draussen vor dem Hafen liege, aber erst am 26. Dezember in den Hafen einlaufen könne, was die Sache erheblich verzögert, aber wenigstens schwimmt es noch. Wir können also vor dem 26.12. gar nichts unternehmen, ausser Däumchen drehen.

Wir sitzen in einem Kaffee und überlegen gerade, was wir mit der verbleibenden Zeit anfangen sollen, da werden wir auf Schwitzerdüütsch angesprochen. Simone lebt mit Tochter und Partner der gleich nebenan eine Zahnarztpraxis betreibt seit Jahren in Veracruz. 

Super, da kann er bei uns die fällige Zahnreinigung und Kontrolle vornehmen. Gesagt getan. Bei mir, hab mal wieder Glück ist das schnell erledigt. Alois hat weniger Glück, bei ihm gibt das eine längere Geschichte. Aber wir haben ja Zeit und wissen nun, was wir( eigentlich nur Alois) in den nächsten Tagen zu tun haben.

Am 24. 12. 2019 habe ich mein Weihnachtsgeschenk in Form eines ambulanten Aufenthaltes in einer privaten Klinik bekommen. Versehen mit vielen Medikamenten könnten wir die Reise fortsetzen, so wir denn endlich unser Womo aus dem Hafen rausbekommen. Alois seine neuen Zähne sind auch schon drin.

Am 26. 12. unser Frachter hat Veracruz bereits wieder verlassen, werden die ersten Papiere kopiert, erstellt, gestempelt, bezahlt, etc.

Am 27. 12. wird Alois im Hotel abgeholt um diverse Formulare auszufüllen, zu kopieren, zu bezahlen, zu kopieren, stempeln zu lassen, etc. Unser Womo darf nun 10 Jahre in Mexiko bleiben, was allerdings nix nützt so es im Hafen verbleibt oder vielleicht braucht es auch diese Zeit, bis es aus dem Hafen raus ist.

Am 28. 12. warten wir darauf, dass Alois irgendwann zur Inspektion des Womos im Hafen abgeholt wird....... nichts passiert und wir warten und warten. Gegen Abend erfahren wir auf Nachfrage, dass bis am 30.12. ganz sicher nichts mehr passieren wird ( Sonntag dazwischen).

Wir verlängern unseren Aufenthalt im Hotel zum zweiten Mal, wobei wir einmal zügeln müssen, macht aber nichts, so haben wir zumindest eine neue Aussicht.

Die Stadt wird immer voller, mit vorwiegend Mexikanischen Touristen. Am Samstag Abend findet in den Strassen der Altstadt eine Parade mit viel und lauter Musik statt. Karneval zwischen den Feiertagen.

Auf dem Weg zur Festung von Veracruz, die direkt vor dem heutigen Hafen liegt, können wir zumindest mal einen Blick auf unseren Camper werfen und feststellen, dass er tatsächlich da ist.

Am Montag dann findet tatsächlich die Inspektion des Womos im Hafengelände statt. Alois breitet fein säuberlich alle Kisten und Effekten aus der Garage neben dem Auto aus und die Zöllnerin schaut sich die einzelnen Dinge ganz genau an. Unsere Naturheilmittel in Pulverform stossen bei ihr auf Interesse und Misstrauen. Das geht nicht, da muss eine Bestätigung eines Arztes her, dass diese Medikamente, die eigentlich ja keine sind, für uns von Nöten sind, ansonsten kann unser Auto nicht vom Hafengelände gefahren werden.

Eine Stunde lang wird dann das Innere des Womos mit und ohne Hund von der Zollbeamtin durchgewühlt. 

Schliesslich kann Alois das Gelände verlassen, mit eben dem Auftrag eine Bestätgung der Medkamente einzuholen.

Wir bekommen von einem Arzt diese Bestätigung und reichen diese anderntags über den Agenten beim Zoll ein, in der Hoffnung unser Womo nach Neujahr dann endlich aus dem Hafen fahren zu dürfen.

Am 2. Januar bekommen wir Bescheid vom Agenten, dass die Bestätigung des Mexikanischen Arztes nicht reicht, wir müssten einen Europäischen Arzt für die Bestätigung der Medikamente haben. "Häääää? Das sind doch alles Naturheilmittel, die nicht auf Rezept ausgegeben werden. Schmeissen sie die doch einfach weg, denn die können wir uns in Mexiko wieder neu beschaffen!" Victor wird das so den Zollbeamten weitergeben. Eine Stunde später bekommen wir den Anruf vom Agenten, dass wir die Naturheilmittel behalten können, aber die alten Flaschen Wein, die wir immer noch mit uns rumgeschleppt haben( hier gleich mal einen Gruss an Werni), eine Flasche Sirup und den Kaffee werden sie konfizieren.

Alois also wieder raus zum Hafen, das ganze Prozedere des Eingelassen werdens, die Kiste mit den konfizierten Sachen dem Zollbeamten übergeben, das Formular stempeln lassen und das Hafengelände wiederum verlassen. Das Ganze dauert über zwei Stunden. Morgen geht es vermutlich weiter.

Am 3. Januar soll Alois um 9.00 Uhr im Büro erscheinen. Dort machen sie wiederum Kopien und so, dann schicken sie Alois retour ins Hotel, wo er warten soll. Ich habe unterdessen ausgecheckt, also warten wir gemeinsam in der Lobby. Um 12.30 Uhr bekommen wir auf Nachfrage bei Victor den Bescheid, dass Victor der Zweite, der natürlich kein Deutsch spricht, Alois um 14.15 Uhr beim Hotel abholen wird.

Wieder zum Hafen, das Prozedere für den Einlass hinter sich bringen. Papiere von den selben Leuten wie von vor einer Woche stempeln lassen in drei verschiedenen Büros und wieder raus aus dem Hafen ins Büro von Victor um von den gestempelten Formularen Kopien zu machen?!?!

Dann wieder raus zum Hafen, die ganze Prozedur des Einlasses, das Auto holen, das Womo wird noch gescannt, dann vorbei an 3 Schranken, wo jedesmal die Papiere genaustens kontrolliert werden.

Um 18.00 Uhr ist Alois schliesslich bei mir im Hotel. Alois:" So einen Scheiss, mach ich nie mehr." 

Wir befüllen die Gasflasche an einer Tankstelle, Diesel und Wasser etwa 10 Kilometer südlich von Veracruz, wo wir uns gleich für die Nacht hinstellen können und unser Womo  wieder einigermassen auf Wohnen einrichten können. Fehlen tut anscheinend absolut nichts.

Das Ganze mit Verschiffung, Agenten, Flüge und Hotels hat uns um die 5500 Euro gekostet.