In Mexicali klicken die Handschellen

Am Morgen um 09.00 Graupelschauer, Sturm und immer noch erst 5 Grad.

 

Wir fahren weiter. Bald haben wir die Schlechtwetterphase hinter uns, doch der stürmische Wind bleibt uns erhalten. 

 

Wir fahren in einen imposanten Canon rein. Wow, das hätten wir verpasst, wären wir in Tecate über die Grenze. Ein Radrennen mitten zwischen den Autos und Lastwagen, ein gewagtes Unternehmen für die Teilnehmer.

 

Bald sind wir wieder auf Meereshöhe und erreichen Mexicali. Wir stehen am Zoll. " Habt ihr ein ESTA?" " Nein, wir schaffen es einfach nicht, könnt ihr uns vielleicht helfen?" Wir sollen zur Inspektion fahren und warten und das Auto nicht verlassen. Nach einer halben Stunde kommt ein netter Beamter der uns mit dem ESTA zur Seite steht. Tatsächlich wird der Antrag von Alois nach Bezahlung mit der Kreditkarte, schliesslich angenommen. Bei meinem Antrag stürzt das Programm immer wieder ab. Da kommt eine Offizierin ans Auto und meint:" Ihr habt doch gestern schon versucht in die USA einzureisen" " Ja aber es ging nicht und die Beamtin in Tecate hat gemeint, hier könnten sie uns eher helfen." Sie geht weg und ein anderer Beamter tritt an den Camper und meint." Stellt euer Womo auf die andere Seite und kommt mit.

 

Wir betreten ein Büro. Werden einzeln abgetastet, müssen alles ausser dem Geld, das wir in die Hosentaschen stecken sollen, abgeben. Fotos werden gemacht. Fingerabdrücke abgenommen. " Sind wir Kriminelle?" " Nein, nein, das ist nur zu unserer Sicherheit." Der Pass wird Seite für Seite kopiert. Die Beamtin arbeitet eine Stunde am Computer. Dann bekommen unsere abgenommen Dinge eine Etikette. Wieso das? Ein Beamter holt meine Medikamente und unsere Jacken aus dem Camper. Ein sehr korpulenter Officer kommt herein und zeigt uns auf dem Google Uebersetzer: Ihr seid illegal in die USA eingereist,, seid jetzt verhaftet. Kommt in Auslieferungshaft, werdet in die Schweiz abgeschoben und kommt nie mehr in die USA. Alois:" Und was ist mit unserem Camper." " Der bleibt hier und wird es bleiben, da ihr nicht mehr in die USA einreisen dürft." Wir erbleichen jetzt endgültig. Alois darf nochmals mit einem Officer zum Womo, holt Computer und Geld heraus. Dieses Prozedere wiederholt sich noch 2 mal, kommt uns doch immer wieder etwas in den Sinn, doch plötzlich muss alles sehr schnell gehen und der begleitende Beamte ist bereits ziemlich entnervt. Ich jammere inzwischen bei der Beamtin, dass das unser Haus ist und unser ganzes Hab und Gut drin ist. Sie beruhigt mich. Wenn ihr am anderen Ort seid, sprecht ihr mit dem Officer, der euer Problem behandelt und könnt dann jemanden anrufen, der in die USA einreisen darf, damit er das Fahrzeug zurück nach Mexiko holen kann. Ich bin tatsächlich etwas ruhiger. 

 

Dann klicken die Handschellen auf dem Rücken, tut weh. Wir werden zusammen mit einer ebenfalls inhaftierten Peruanerin sehr unsanft in einen Gefängniswagen verfrachtet. Nach einer 5-Minütigen Fahrt werden wir in einen vergitterten Raum gebracht, wo sich noch ca. 20 Menschen und einige Officers an einem Tresen befinden.  Die Handschellen werden abgenommen, wir nochmals komplett abgetastet. Dann soll sich Alois auf die Männerseite und ich auf die Frauenseite setzen und wir sollen nicht miteinander sprechen.

 

Wir werden dem Arzt vorgestellt, das sei so üblich. Alois Werte sind gut, mein Blutdruck auf 190. Sie geben mir eines meiner Medikamente. Nach einer Stunde wird die Prozedur wiederholt. BD auf 186. Die Aerztin gibt mir ein stärkeres Medikament und will mir zusätzlich ein Beruhigungsmittel geben, dieses will ich jedoch nicht. Nach einer weiteren Stunde ist der BD auf 147. Sie ist zufrieden.

 

Der Officer, der unseren Fall behandelt, erklärt uns, dass in der Zwischenzeit Alois ESTA anerkannt wurde. Meines ist ja nicht gegangen. Er gibt Alois sein Handy und fordert ihn auf, meinen Antrag nochmals zu machen. Ich frage den Officer, ob wir nun schlimme Kriminelle seien, da wir so dumm und so alt seien. Er lacht:" Nein ihr seid nicht gefährlich, sonst wärt ihr hinten in einer Zelle."  Es klappt aber einfach nicht mit dem Antrag. Alois zeigt ihm sein Handy. Der Beamte merkt, dass das mit Alois Email nie klappen wird und beginnt mit seinem eigenen Handy den Antrag zu stellen. Das Foto braucht mehrere Anläufe, bis es hochgeladen ist. Der Officer ist sehr geduldig." Sie bekommen jetzt einen Code in ihre Email um diese zu verifizieren. " Ups, mein Handy liegt noch im Handschuhfach des Womos. Nach einer Viertelstunde ist mein Handy da. Der Code ist inzwischen verfallen. Alles nochmals von vorne. Dann nach 2 Stunden klappt es endlich, er hält den Daumen hoch, auch mein Antrag ist hochgeladen. Wir bekommen etwas zu essen und sollen warten. Ich leg mich auf der Frauenseite auf eine der harten Matten und nicke tatsächlich ein. Dann hört Alois plötzlich den Ruf: " Yonne", weckt mich und es kommt der erlösende Bescheid des netten Officers. Ihr ESTA Antrag für 2 Jahre wurde ebenfalls bewilligt. " Und was bedeutet das jetzt?" " Ihr dürft in die USA einreisen."  Er meint.:" Ich bin einfach gut." Ich meine:" Sie sind der Beste." Die umstehenden Offiziere lachen.

 

Wir bekommen unsere Effekten zurück, werden auf die Immigration begleitet, wo noch einige Formalitäten, Fotos und Fingerabdrücke erledigt werden müssen.

 

Dann geht es mit dem Gefängniswagen zurück, diesmal ohne Handschellen . Die begleitende Beamtin entschuldigt sich für die Umstände die sie uns bereitet haben. Ich meine, dass das ja alles unsere Schuld war. Sie verneint und wünscht uns schöne Ferien.

 

Zurück beim Womo schneidet sie die Etiketten weg und gibt sie mir zur Erinnerung. Die umstehenden Officers lachen:" You are free!"  Wir dürfen nach 10 aufreibenden Stunden aus dem Zollareal rausfahren.

 

Was ich noch unbedingt erwähnen möchte ist, dass ausser dem dicken Officer, der uns die Handschellen verpasst und zum Auslieferungsverfahren gebracht hat, alle sehr freundlich waren und uns immer wieder beruhigend angelächelt haben.

 

Wir fahren nach Brawley, wo wir uns auf den Walmart Parkplatz stellen Freuen uns unendlich über die wiedergewonnene Freiheit und haben uns entschlossen, nicht nach Alaska zu fahren, denn ein solches Erlebnis brauchen wir wirklich nicht mehr, sondern uns ein paar Wochen in den USA aufzuhalten, um danach wieder nach Mexiko zurück zu kehren.

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Kommentare: 2
  • #1

    Reto und Sabine (Donnerstag, 07 März 2024 13:06)

    Hej zäme. So schön, dass ihr wieder frei seid. Echt haarsträubend, was euch da passiert ist. Hatte schon früher oft das Gefühl, dass man bei der Einreise in die USA als Terrorist statt als Gast behandelt wird. Scheint immer noch gleich zu sein. Schade. Aber es gibt ja noch viele andere schöne Länder.

    Liebe Grüsse von Reto und Sabine von Living in a Box

  • #2

    Ruth Köppel (Samstag, 09 März 2024 20:19)

    Was für ein - leider äusserst unschönes - Erlebnis!