Mo
22
Apr
2019
Am Montagvormittag trödeln wir rum, hat uns doch ein in Puerto Iguazu ansässiger Schweizer erklärt, dass heute der Grenzübertritt nicht anzuraten sei, da die Fähren und der Zoll hoffnungslos überlastet seien. Also lassen wir uns die Haare schneiden bevor wir uns entschliessen, doch schon heute die Fähre über den Fluss nach Paraguay zu nehmen.
Kein Andrang auf der Fähre. Kein Andrang für den Stempel in den Pass, wir sind die Einzigen, die einen brauchen.
Das Zollgebäude ist etwas weiter vom Fluss entfernt. Eine riesige fast vollständig leere Halle. Ein paar Tresen mit ein paar Männern, die fernsehen oder in ihre Smartphones gucken, keiner trägt eine Uniform. Wir sind die einzigen Einreisewilligen.
Die Beamten sind sehr freundlich, lassen uns Platz nehmen und dann geht die Suche nach dem Formular für den Aufenthalt des Fahrzeugs los. Nach einer Viertelstunde kopiert der Beamte ein bereits beschriebenes Dokument und beginnt mit dem Ueberschreiben desselben. Das Internet funktioniere nicht, deshalb schreibe er hinten auf das Formular die Registriernummer und die mögliche Aufenthaltsdauer unseres Womos in Paraguay.“ 60 Tage?“ „Wollen sie mehr, dann ändere ich das wieder.“ „ Nein, nein reicht schon.“ Noch mehr Kugelgeschreibe auf dem Formular will ich dann doch nicht. Wir hoffen, dass das nur gut geht, bei den zu erwartenden Polizeikontrollen und beim Verlassen des Landes. Der Beamte entschuldigt sich nochmals, verabschiedet sich per Händedruck und wünscht uns eine gute Reise.
Wir sind in Paraguay, bekommen eine Stunde geschenkt, fahren die paar Kilometer nach Ciudad del Este zu einer kleinen Markthalle, decken uns mit frischem Obst, Gemüse, Eiern und Fleisch für umgerechnet 5 Euro ein und fragen bei schon einbrechender Dunkelheit (17.15 Uhr) beim Foodmarkt, ( IOverlander – App sei Dank), ob wir uns hier für eine Nacht auf den eingezäunten und bewachten Platz stellen dürfen. Wir dürfen, zwar sei der Foodmarkt montags bis auf einen Hamburgerstand, geschlossen, aber wir könnten ohne Probleme hier stehen und wenn nötig die Toilette benutzen. Vielen herzlichen Dank.
Fr
26
Apr
2019
Wir möchten Renate und Bruno besuchen, die wir wir auf unserer ersten Reise als Nomaden, in Marokko kennengelernt haben. Sie waren 18 Jahre mit dem MAN unterwegs, bevor sie sich vor zwei Jahren in Paragay sesshaft gemacht haben. Wir freuen uns sie wieder und ihr neues Zuhause erstmals zu sehen. Das Wetter hält und so ist ihre Zufahrt, die bei Nässe unpassierbar ist, befahrbar.
Zuerst wechseln wir in einer Bank Geld und sind somit auf einen Schlag mehrfache Millionäre. An einer LPG Tanke, die es in Paraguay zu Hauf gibt, wird unsere Gasflasche gefüllt, dann geht es zum Schweizer Käser, wo uns die freundliche Verkäuferin veritablen schweizer Käse verkauft.
Die berüchtigten Polizeikontrollen mit den mutmasslich geldgierigen Beamten, passieren wir völlig unangefochten, sie winken uns freundlich durch, sofern sie überhaupt den Blick von ihren Smartphones heben.
Leider leitet uns unser Navi auf dem kürzesten Weg nach Planta Urbana. Das bedeutet 30 km übelste Piste. Umkehren geht irgendwann nicht mehr und so bangen wir, ob wir aus diesem Schlammassel je wieder heil rauskommen. Nach dem Prinzip „ Augen zu und durch“, erreichen wir schliesslich ziemlich geschafft unser Ziel bei völliger Dunkelheit, wo uns Bruno am Zaun begrüsst. Alois:“ So was mache ich nie mehr.“
Nach einem informativen Abend über Paraguay im Besonderen ( Es gibt im ganzen Land lediglich 5% asphaltierte Strassen) und Südamerika im Allgemeinen, fallen wir todmüde ins Bett und träumen von umgekippten und im Schlamm für immer und ewig steckengebliebenen Wohnmobilen.
Am Morgen möchten wir mit Bruno eine Besichtung über das wunderschöne und gepflegte Anwesen machen, doch Alois wird beim Ankleiden von der Hexe geschossen und so machen wir uns schnellstmöglichst, bevor der zu erwartende Regen eintrifft und die Schmerzen Alois komplett bewegungsunfähig machen, nach der Einnahme von starken Medikamenten, auf den Weg ins „Hasta la Pasta“ in Altos bei San Bernardino.
Im Vorbeifahren decken wir uns in Planta Urbana bei " Willy" mit deutscher Wurst, Fleischkäse und Aufschnitt ein. Ich:“ Würde ich hier leben, würde ich nie und nimmer Spanisch lernen.“ Ueberall ob auf der Strasse oder in den Geschäften wird nämlich Deutsch gesprochen.
Wieder passieren wir etliche Polizeikontrollen, ohne deren Interesse auf uns zu ziehen und werden schliesslich auf dem von René und Marion geführten Wohnmobilstellplatz aufs Herzlichste Willkommen geheissen.
Alois bekommt von Ute, die, was für ein Glück, seit einigen Monaten mit ihrem Mann in einer Cabana im „ Hasta la Pasta“ lebt, die erste Rücken-Therapiestunde.
Das Bad im Pool, auf das ich mich bereits den ganzen Tag gefreut habe ist herrlich.
Den Abend verbringen wir mit den anderen Reisenden und den Stellplatzbesitzern bei noch fast wolkenlosem Himmel in lustiger Runde mit Gitarrenmusik und Gesprächen.
In der Nacht beginnt es zu regnen und dieser hält mit kurzen Unterbrüchen den ganzen nächsten und übernächsten Tag an.
Das im Campinglädeli erstandene "Chörnlibrot" macht das Frühstück, zu einem schon lange nicht mehr erlebten, absoluten Genuss.
Alois hofft Dank der starken Medikamente und den Therapiestunden auf baldige Besserung.
Leider spinnt mein Surface, es lässt sich einfach nicht über das platzeigene W-Lan einloggen, und unser Vodafon kommt und vorallem geht es immer wieder. Also mal wieder langsam, langsam und Geduld und Geduld.
Aber hier haben wir ja nun genügend Zeit, denn die Luft ist draussen und wir brauchen nicht zuletzt Alois Rücken wegen eine Reisepause und wo kann man die besser machen als im " Hasta la Pasta".
Di
30
Apr
2019
Nach „em Räge schiint d’Sunne“ dauert er auch 3 lange Tage an.
Heute kann ich bei Sonnenschein ein paar Fotos von der wunderschönen Anlage machen. Habe das an unserem Ankunftstag, vor lauter baden im Pool, glatt versäumt.
Der gut in Schuss gehaltene Campingplatz mit dazugehörigen Cabanas ist übrigens aus gesundheitlichen Gründen Renes, zum Verkauf ausgeschrieben. Mache da gleich mal ein bisschen Werbung.
Alois Hexenschuss verabschiedet sich Dank der Therapie von Ute und den Medikamenten allmählich und er bewegt sich zwar noch nicht " comme il faut", aber doch wieder etwas besser.
Die Wäsche kann an der Sonne endlich langsam trocknen.
Die Luftfeuchtigkeit ist auch ohne Regen noch ziemlich hoch. Um die Feuchtigkeit aus dem Womo zu kriegen, setzen wir die Standheizung in Betrieb, die genau eine Runde läuft, beim zweiten Mal will sie nicht mehr anspringen. Alois:" Jetzt ist die auch noch im A...."
Wolfgang unser Nachbar meint:" Das liegt nicht an der Standheizung, eure Starterbatterie ist leer." Komisch, die ist doch erst zwei Jahre alt und hat uns noch nie Probleme gemacht." Aber es stimmt tatsächlich. Wolfgang hat ein Ladegerät dabei, das er sogleich an die Batterie hängt.
Danach schaut er sich unsere Elektroanlage an, stellt fest, dass die Solarpanels auf dem Dach Strom in die Batterien speisen (so denn die Sonne scheint), das wird auf dem Kontrollgerät einfach nicht angezeigt und der Landstrom an dem wir nach langer Zeit mal wieder hängen zwar den Camper versorgt, jedoch die Batterien nicht lädt. Das interne Ladegerät, welches wir vor gut einem Jahr in Mailand ersetzen liessen, ist kaputt. Alois : " Jetzt habe ich strommässig wieder einiges dazu gelernt."
Abends lassen wir uns von Marion ein feines Schweizer Fondue zubereiten.
Nach einem sonnigen Tag, grollt der bedeckte Himmel und schlieslich setzt auch der Regen wieder ein. Jetzt wissen wir warum in Paraguay alles so schön grün ist. René meinte zwar, dass es über Wochen nicht geregnet hat und dieser gut für die Natur sei. Dann sind wir halt, wie schon so oft, die Regenbringer und müssten eigentlich Geld für unsere Anwesenheit kassieren. Die Temperaturen betragen um die 20 Grad, was uns im Moment echt kalt vorkommt.
Zu allem Ueberfluss fühle ich mich auch noch grippig. Dabei wäre es hier bei schönem Wetter und guter körperlicher Verfassung wirklich toll. Vielleicht sind wir beide von den vielen in so kurzer Zeit gemachten Eindrücken, einfach etwas erschöpft. Also ist auch für die nächsten Tage ruhen und entspannen angesagt.
Beim Durchstöbern des Dschungels hinter dem Stellplatz, entdecke ich verschiedene Vögel und sogar in den Baumkronen herumturnende Affen. Leider wollen diese partout nicht fotografisch festgehalten werden, genau wie die Tukane und die vogelgrossen blauen Schmetterlinge.
Abends zeigt sich die Sonne. Ob sie uns nur ärgern will, wird sich Morgen zeigen.
So
05
Mai
2019
Das Volk der Guarani kennt viele schillernde mythologische Figuren, doch keine scheint so real wie der Pombero zu sein. Der kleine Wicht soll klein gewachsen, muskulös und behaart sein. Da er nur nachts auftaucht, will er auch nur als Karai Pyhare ( Herr der Nacht) bezeichnet werden. Ob merkwürdige Geräusche, verschwundene Gegenstände Missgeschicke oder sonstiges Ungemach, für alles wird er verantwortlich gemacht.
Vielleicht hat sich also der Pombero unserer angenommen, da wir es versäumt haben ihm Gaben in Form von Zigaretten oder Rum am Strassenrand zu deponieren.
Trotzdem sind wir und das Womo wieder fast fit.
Wir haben, so wie es aussieht, die letzten 5 Monate lediglich von der Starterbatterie Strom bezogen. Wolfgang hat die Ueberbrückung entfernt und jetzt fliesst der Strom wieder aus den Wohnraumbatterien. Lediglich mit Landstrom lassen sich die Wohnraumbatterien nicht laden, was wir nicht bemerken konnten, hingen wir doch praktisch nie am Landstrom. Aber wir haben ja noch den Ladebooster und die Solarpanels. Jetzt müssen wir nur noch schauen, dass wir ein neues internes Ladegerät kriegen, dann funktioniert wahrscheinlich, hoffentlich wieder so ziemlich alles.
Nach einem Markttag in San Bernardino, auch da wird überall Deutsch gesprochen, wie in der ganzen Region, fahren wir bei schönstem Sonnenschein nach Asuncion.
Asuncion war ab dem Jahr 1537 für fast ein halbes Jahrhundert die Hauptstadt von ganz Südamerika. Paraguay ist dreimal so gross wie die Schweiz mit 7 Mio Einwohnern. Nur wenige Touristen „verirren“ sich in dieses zentral gelegene Land, da es keine spektakulären Attraktionen zu bieten hat, dafür gibt es um so mehr Einwanderer, ergo muss doch etwas dran sein an diesem Paraguay.
Wir stellen uns am Rande der Hauptstadt zum Hotel Westfalia, wo wir wieder mal Spätzle und Ragout essen, bevor wir uns unter den Bäumen in den Schatten legen und warten bis es endlich etwas abkühlt. Von der Stadt haben wir erst die Hochhäuser gesehen, mal sehen ob wir morgen mehr zu Gesicht bekommen.
Da wir seit ein paar Tagen unser Internetguthaben aufgebraucht haben und nun totaaaaaal laaaaangsames Netz haben, bin ich nicht mehr so fleissig am Schreiben. Aber bald ist es wieder besser, hoffen wir wenigstens.
Mo
06
Mai
2019
Wir finden Fiat, obwohl das Navi nicht mal Asuncion findet und unser Internet nicht mehr funktioniert, nach mehrmaligem Nachfragen doch noch.
Die Nummer 1 in Paraguay, ist sehr freundlich und hilfsbereit, die Ankunft unseres Ersatzzündschlüssels würde Express aus Italien ca. 2 Wochen dauern, was uns zu lange dauert, sie haben auch unsere Bremsbeläge nicht, mechen jedoch unsere Mitgebrachten ein.
Währenddessen fahren wir mit einem Taxi ins Zentrum und schauen uns in der etwas heruntergekommenen Hauptstadt um.
Wir betrachten uns Häuser aus der Kolonialzeit, zwischen modernen Bauten und riesigen Hochhäusern, die wohl ebenfalls dem Verfall preisgegeben sind. Immer mal wieder eine kleine von der Polizei begleitete Demonstration, wahrscheinlich geht es unter anderem um die Erhöhung der Dieselpreise, wer kann es sagen. Vieles ist beflaggt, vorallem wenn es sich um ein Ministerium oder ein Hotel handelt, wie wenn man den Verfall verstecken wollte. Riesige Wandmalereien mit indigenen Motiven zieren die kahlen, schmutzigen Wände. Dazwischen immer wieder schöne Parkanlagen mit viel Grünzeug und Statuen.
Der Prädidentenpalast strahlt in seiner ganzen Pracht oberhalb des Rio Paraquay. Den überall sichtbaren schwer bewaffneten Sicherheitskräften und Militärautos gemäss, muss er wohl anwesend sein.
Die Menschen sind sehr freundlich, wir geniessen im absolut nicht touristischen Asuncion die paar Stunden im Gewimmel. Alois wird immer mal wieder von Strassenverkäufern angesprochen und unterhält sich angeregt mit ihnen.
Zurück bei Fiat können wir unser Fahrzeug und unsere alten Bremsbeläge, die noch nicht ganz verbraucht sind, obwohl sie Pfeifgeräusche von sich gegeben haben, wieder in Empfang nehmen.
Wir fahren diesmal zum südlichen Westfalienhaus, wo wir uns auf den mit einem Tor verschlossenen Hof stellen. Wir haben Zugang zum Pool, für einmal sehr schnelles W-Lan und geniessen zum zweiten Mal nacheinander Gulasch mit Spätzle und einen Radler. Was will man mehr. Höchstens Sonne vielleicht, es schauert immer mal wieder und die Luft dampft bei dieser Wärme.
Di
07
Mai
2019
Heute wenden wir uns zuerst gegen Süden, wollen wir uns doch in Yaguaron eine der schönst gestalteten Kirchen ansehen.
Von aussen macht sie nicht soviel her. Rein können wir nicht es ist alles geschlossen. Ich frage auf der Gemeinde nach. "Ja sie ist jetzt zu". " So schade, wir kommen extra von der Schweiz um uns die schönste Kirche Südamerikas anzusehen."
Als wir bereits am Wegfahren sind, gehn plötzlich rundum alle Türen auf und wir können eintreten. Der Mesmer macht das Licht an und erklärt uns dessen Entstehung und jeden einzelnen Heiligen. Ein Portugiese hat das Kircheninnere entworfen und die Guaranies haben sie unter Anleitung der Franziskaner von Hand in Holz geschnitzt. Wirklich sehenswert diese schmuckvoll gestaltete Kirche aus dem 18.Jhrd. Leider zeigt er uns den Mechachnismus, mit dem sich der Altar öffnen lässt und die Guaranies jeweils in Erstaunen versetzt hat, nicht.
Weiter geht es über hübsche kleine Dörfer nach Caacupé. Dort steht das Gegenstück zum Vatikan. Jedes Jahr am 8. Dezember pilgern über 300'000 Menschen hierher um der heiligen Jungfrau Maria zu huldigen und ihren Beistand zu erbitten. Sie versammeln sich auf dem Platz und nehmen an der spektakulären Prozession im Lichterschein teil.
Jetzt sind nur wenige Gläubige hier, welche sich am Eingang den Segen von einem Priester geben lassen. Ich schleiche mich an ihm vorbei.